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Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) | 24.09.2014

Wissenschaftsminister Boris Rhein: Einigung mit Rhön-Klinikum erzielt – Partikeltherapie-Anlage in Marburg wird betrieben – Positives Signal für die Krebsbehandlung in Hessen – alle Verträge wurden am Montag gezeichnet

Wissenschaftsminister Boris Rhein informierte heute anlässlich einer Pressekonferenz mit dem Vorstandsmitglied der Rhön-Klinikum AG (RKA), Martin Menger, sowie mit der Präsidentin der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Katharina Krause, darüber, dass die Landesregierung eine Einigung mit der Rhön-Klinikum AG (RKA) im Streit um den Betrieb der Partikel-Therapie-Anlage in Marburg erzielt hat.

Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Die Rhön-Klinikum AG hat inzwischen alle notwendigen Verträge auf Basis der besprochenen Eckpunkte vom April diesen Jahres vorgelegt. Diese wurden am Montag im Rahmen einer notariellen Beurkundung gezeichnet. Die intensiven Verhandlungen haben sich gelohnt. Die Verhandlungspartner erklären sich bereit, die Partikeltherapie-Anlage von Siemens zu erwerben und zu betreiben. Diese Lösung kommt den schwerstkranken Patienten zugute, die von den Ärzten künftig in Marburg behandeln werden können.“

„Die Verträge sind unterzeichnet, die Arbeit kann beginnen. Wir freuen uns, dass nunmehr nach harter Arbeit und einem konstruktiven Miteinander alle vertraglichen Grundlagen geschaffen sind, um die Partikeltherapieanlage auf den Marburger Lahnbergen im Herbst 2015 starten zu können. Wir haben immer an den Erfolg dieses Projektes geglaubt und konzentrieren uns nun darauf, künftig viele Patienten mit dieser herausragenden neuen Technologie behandeln zu können. Das steht auch im Einklang mit den strategischen Zielen der RHÖN-KLINIKUM AG, die auf Innovation und Behandlungsexzellenz orientiert ist. Wir werden damit ein medizinisches Ausrufezeichen setzen. Heute ist ein guter Tag für Marburg und viele an Krebs erkrankte Menschen. Wir danken deshalb allen, die in schwieriger Zeit Kurs gehalten haben. Im Ergebnis hat die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Land Hessen Früchte getragen“, sagte Martin Menger.

Der Wissenschaftsminister bedankte sich beim Vorstand der Siemens AG, der sich bereit erklärt hat, die Partikeltherapie-Anlage - entgegen früherer Vorstandsbeschlüsse - nicht abzubauen, sondern an die neue Betreibergesellschaft zu verkaufen. Die Anlage betreiben wird nach Vertragslage die Marburger-Ionenstrahl-Therapie-Betriebs-Gesellschaft des Universitätsklinikums Heidelberg GmbH (MIT), eine Gesellschaft an der das Universitätsklinikum Heidelberg 75,1 Prozent und das RKA 24,9 Prozent der Anteile halten. Das Universitätsklinikum Heidelberg betreibt eine ähnliche Anlage, das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT, und besitzt entsprechende Erfahrung und Know-How im technischen wie klinischen Betrieb der Anlage. Am HIT wurden bereits mehr als 2000 Patienten behandelt.

„Ich freue mich, dass RKA die erforderlichen Gelder zum Erwerb der Anlage und zum Betrieb der Betreibergesellschaft bereitstellt hat und damit ein Rechtsstreit verhindert werden konnte, der nicht einem Patienten geholfen hätte. Das ist ein wichtiges Signal an alle Betroffenen, aber auch für den Forschungsstandort Hessen, der künftig eine Behandlungsmethode auf höchstem technisch-medizinischem Niveau in Marburg vor Ort erhalten wird“, so Wissenschaftsminister Boris Rhein.

Darüber hinaus wurde ein Forschungskooperationsvertrag zwischen der MIT GmbH sowie der Universität Heidelberg, dem Universitätsklinikum Heidelberg, der Philipps-Universität Marburg, dem Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg und dem Universitätsklinikum Gießen-Marburg abgeschlossen. Dieser Vertrag regelt die Einbindung der Marburger Forscher und Ärzte einerseits in die Patientenbehandlung und andererseits in die klinische Forschung zur Behandlung von Krebspatienten.

„Die Philipps-Universität Marburg und ihr Fachbereich Medizin freuen sich auf die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg. Wir können so die Expertise unseres onkologischen Forschungsschwerpunkts für die Entwicklung avancierter Krebstherapie nutzbar machen. Die Partikeltherapie wird damit endlich Patienten in Marburg zugutekommen“, sagte Prof. Dr. Katharina Krause.

„Wir freuen uns, dass es zu einer Einigung zwischen allen Partnern gekommen ist und die ersten Patienten in der Verantwortung des Universitätsklinikums Heidelberg voraussichtlich noch 2015 bestrahlt werden können“, erklärte Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg. „Mit dieser Einigung ist ein Signal für die innovative Krebsbehandlung in Deutschland gesetzt worden“, sagte Prof. Dr. Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums.

„Wir freuen uns, die Kompetenzen am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum nun auch an einem zweiten Standort zusammen mit unseren hessischen Partnern zum Wohle der Patienten einsetzen zu können. Über den zentralen Aspekt der Behandlung hinaus richten wir den Blick insbesondere auch auf die Forschung, die auf höchstem wissenschaftlichen Niveau zusätzliche Impulse für aktuelle Forschungsfragen erwarten lässt“, betonte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel.

„Der gefundene Kompromiss ist eine sehr gute Lösung für alle Beteiligten“, sagte Hermann Requardt, CEO Siemens Healthcare und Mitglied des Vorstands der Siemens AG. „Mit dieser Partikeltherapieanlage rückt das Universitätsklinikum Marburg in die weltweite Spitzengruppe medizinischer Forschung und Therapie in der Onkologie auf.“

Durch die Beilegung des möglichen Rechtsstreites sowie den Abschluss der erforderlichen Verträge zum Betrieb der Anlage wurden die Voraussetzungen für die Betreibergesellschaft MIT geschaffen, die Anlage von der Siemens AG übernehmen zu können. Nach der Übernahme der Anlage kann die Betreibergesellschaft alle technischen Vorbereitungen zur Inbetriebnahme einleiten. Die Schlüsselübergabe ist für den 30. September 2014 vorgesehen.

„Aus heutiger Sicht betrachtet hat sich unsere Geduld ausgezahlt, denn alle Partner waren an einer konstruktiven Lösung interessiert. Gemeinsam können wir jetzt die Partikeltherapie-Anlage in Marburg doch noch zum Erfolg zu führen“, erklärte Wissenschaftsminister Boris Rhein, nachdem er allen Beteiligten für ihre Kooperationsbereitschaft herzlich dankte, „damit die Ärzte in Marburg möglichst bald schwerstkranken Krebspatienten mit der innovativen Partikeltherapie helfen können.“

An der jetzigen Lösung sind das Land Hessen, die Rhön-Klinikum AG, die Philipps-Universität, die Universität Heidelberg, der Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg, das Universitätsklinikum Heidelberg, das Universitätsklinikum Gießen-Marburg sowie die Siemens AG direkt oder indirekt beteiligt. Zu Geschäftsführern der MIT GmbH wurden Professor Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums HIT und der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Heidelberg, sowie Markus Jones, Leiter Abteilung Rechts- und Drittmittelmanagement am Universitätsklinikum Heidelberg, bestellt. Professor Dr. Thomas Haberer, Wissenschaftlich-technischer Direktor des HIT, wird diese Funktion auch in der MIT GmbH innehaben.